Tatjana Masurenko zählt zu den bedeutenden Bratschistinnen unserer Zeit. Ihre ausdrucksvolle Spielweise, die intensive und tiefsinnige Auseinandersetzung mit der Musik prägen ihr unverwechselbares Profil. Mit Charisma und ihrer natürlichen Bühnenpräsenz verzaubert sie ihr Publikum. Tatjanas weitgefächertes Konzertrepertoire beinhaltet neben den großen Konzerten von Walton, Bartók und Hindemith auch Klassiker der Moderne wie Schnittke, Gubaidulina und Kancheli sowie selten gespielte Violakonzerte von Hartmann und Bartel.
Als Solistin spielt Tatjana Masurenko mit Orchestern wie dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Radio Symphonie Orchester Berlin, der NDR Radiophilharmonie sowie anderen führenden Orchestern in Europa und Asien. Seit vielen Jahren ist sie ein gern gesehener Gast der großen internationalen Festivals, als Solistin und als Kammermusikerin.
Sie entstammt einer russischen Familie von Wissenschaftlern und Jazz-Musikern. Bereits mit fünf Jahren bekommt sie in St. Petersburg Klavier- und Geigenunterricht und kommt so von Anbeginn in den Genuss der traditionsreichen St. Petersburger Schule und der besten Lehrer ihrer Zeit. In Deutschland setzt sie ihre Ausbildung bei Kim Kashkashian und Nobuko Imai fort. Auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, neuen Techniken und klanglichen Ideen haben sie vor allem die Freundschaften mit Boris Pergamenschikow, György Kurtág, Brigitte Fassbaender und Herbert Blomstedt geprägt und vorangebracht.
Die Weiterentwicklung der Viola als Solo-Instrument ist seit vielen Jahren ein zentrales Anliegen in Tatjana Masurenkos Schaffen. In diesem Zusammenhang ist auch ihr Engagement für die zeitgenössische Musik zu verstehen. Die Bratschistin hat zahlreiche Werke zur Uraufführung gebracht, viele von ihnen sind ihr gewidmet und durch ihre Initiative entstanden. Zu den Komponisten, mit denen sie zusammenarbeitet, zählen u. a. die kürzlich verstorbene Gladys Krenek, Moritz von Gagern, Dimitri Terzakis, Wolfgang Rihm, Hans-Christian Bartel, Luca Lombardi und Nejat Başeğmezler. Die Programme ihrer CDs wählt sie von Beginn an mit künstlerischem Anspruch und größter Sorgfalt.
Tatjana Masurenko spielt mit Begeisterung die Musik von Ernst Krenek, unterstützt das Ernst Krenek Institut in Krems, Österreich, und hat alle seine Werke für Viola solo aufgenommen. Einige ihrer CD-Aufnahmen (Konzert von K. A. Hartmann, British Viola Concertos mit Konzerten von Walton, Beamish und Britten) wurden mit dem Preis der deutschen Schallplattenkritik sowie international mit dem Supersonic Award (Luxemburg) und dem Diapason découverte (Frankreich) ausgezeichnet. Ihre 3-CD-Box „White Nights – Music from St. Petersburg“, die sie mit Pianistin Roglit Ishay aufgenommen hat, zählt zu den wichtigsten Aufnahmen dieses Repertoires.
Gegenwärtig widmet sich Tatjana Masurenko intensiv der historischen Aufführungspraxis und dabei besonders der Spielweise des 19. Jahrhunderts und des romantischen Repertoires. Sie beschäftigt sich seit einigen Jahren mit dem Spiel der Viola d’amore: so interpretiert sie mit Leidenschaft barockes und klassisches Repertoire, entwickelt aber gleichzeitig mit viel Interesse experimentell und innovativ mit neuen Klangideen moderne Musik auf diesem barocken Instrument. Sie spielt eine Viola d‘amore von Charles Jacquot, Paris 1849.
Tatjana Masurenko setzt sich mit Hingabe für die musikalische Nachwuchsförderung ein. Von 2002 bis 2022 war sie Professorin für Viola an der Hochschule für Musik und Theater „Felix Mendelssohn Bartholdy“ Leipzig mit international bestem Renommee und unterrichet seit 2019 in der gleichen Position an der Haute Ecole de Musique de Lausanne in Sion, Schweiz. Im Juni 2022 wurde sie von der berühmten Musikhochschule Colburn Conservatory of Music in Los Angeles, USA, als Professorin für Viola und Kammermusik (Richard Colburn Chair for Viola and Chamber Music) berufen und unterrichtet jetzt auch dort. Sie gibt Meisterkurse u. a. in Spanien, Kanada, Skandinavien und ist künstlerische Leiterin des International Viola Camp in Iznik (Türkei) sowie von einem Meisterkurs in Leipzig.
Viele ihrer Studierenden haben erfolgreiche Karrieren aufgebaut und sind als Solisten, Professoren, Solobratschisten in großen Orchestern und als Kammermusikerinnen und Kammermusiker in der Welt unterwegs.
Ihre Unterrichtsweise ist auf der St. Petersburger Tradition des 19./frühen 20. Jahrhunderts aufgebaut und verschmilzt mit den neuen Ideen und Empfindungen des 20./21. Jahrhunderts, vor allem in der Interpretation von Barock und Klassik.
Tatjana Masurenko spielt eine Viola von P. Testore, Mailand 1756 und ein eigens für sie gebautes Instrument von Jürgen Manthey, Leipzig 2017, der neue akustische und klangliche Bauweisen entwickelt hat, die seine Instrumente deutlich von anderen unterscheiden. Passend zur Stilrichtung wechselt sie die Bögen.